Yared Dibaba spricht nach eigener Aussage Plattdeutsch besser als Hochdeutsch: Mit einem Abend auf Platt begeisterte er jetzt das Harpstedter Publikum.
Harpstedt - Was braucht es, um 500 Menschen in der ausverkauften Christuskirche in Harpstedt an einem späten Sonntagnachmittag zum Tränenlachen und zu Beifallsbekundungen in kürzester Zeit zu bringen? Die Antwort: Yared Dibaba. „Een Schwatter“, der die plattdüütsche Sprache nach eigenen Angaben besser als das Hochdeutsche spricht und der Land und Leute kennt. Er weiß, wie man einen Schnackabend gestaltet, um in seiner unterhaltsamsten Form als „Entwicklungshelfer“ für die plattdeutsche Sprache vors Publikum zu treten.
Döntjes und Platt-Unterricht
Mit Histörchen und Döntjes aus allen Lebenslagen und schnell gefundenen „Gesprächspartnern“ in den Zuschauerreihen erinnerte der heute in Hamburg lebende Plattsnacker an seine Herkunft, an seine Familie und vor allem an Falkenburg in der Gemeinde Ganderkesee, wo er nach der Flucht aus Äthiopien seine Jugendjahre verbrachte.
Bücher und TV Dass Yared Dibaba viel zu erzählen hat, ist allseits bekannt. Ob seine Geschichten in „Hör mal ‘n beten to“, ob in seinen Büchern oder seinen regelmäßigen Moderationen im Fernsehen, er hat die Welt gesehen, alle fünf Kontinente bereist und steht wie kaum ein Zweiter für seine norddeutsche Heimat ein. Aber auch von seiner anderen Heimat in der Region Oromia (Äthiopien) gab es etwas zu hören und von dem Weg in die neue Heimat.
„Die Sprache ist platt, aber das Herz umso runder“, ist einer seiner Wahlsprüche. Dibaba gab sein Schauspieldebüt in der NDR-Familienserie „Die Ohnsorgs“, feierte seinen Durchbruch mit der Talkshow „Die Tietjen und Dibaba“, zeigte sein großes Herz in „Land & Liebe“ und sammelte internationale Erfahrungen mit „Die Welt op platt“.
2017 weilte er schon einmal in der Harpstedter Kirche. Viele von damals waren nicht wieder dabei, wie seine Nachfrage ergab. Allerdings ist man beim Platttalk mit Dibaba manchmal auch etwas zurückhaltend. Warum? Das erfuhr Tourist Stephan aus Herzfeld ganz unerwartet. Als Dibaba nachfragte, wer Plattdeutsch gar nicht verstehe und trotzdem zu der Veranstaltung gekommen sei, meldete Stephan sich zu Wort. Er sei mit dem Wohnmobil nach Harpstedt gereist und habe das Foto zum Plattabend gesehen. Nun sei er hier, aber verstehen würde er nicht viel. Das war die Steilvorlage für Dibaba: „Wir werden jetzt zusammen Plattdeutsch lernen.“ Das tiefe, lang gedehnte „Moin“, ein ebenso sonores „Jo“ und die immer passende Antwort „Nütz ja nix“ hatte Stephan bald drauf. Wer danach noch ein trockenes Auge hatte, der hatte selbst schuld.
Richtiger Ton
Bewegungssport gab es auch: „Wir stehen jetzt mal alle auf und geben unserem Hintermann die Hand.“ Natürlich ging das nicht auf, aber die beinahe 100-prozentige Reinfallquote brachte alle in beste Stimmung.
„Eet ji hier Grünkohl?“, fragte der Entertainer. „Die Bremer nicht, de eet Braunkohl.“ Warum: Als sie ihn in Oldenburg einkauften und nach Bremen fuhren, war er inzwischen braun geworden…
So und ähnlich ging es im zweiten Aufritt Dibabas in Harpstedt durchs Programm. Man hört ihm gern zu. Auch wenn es mal ernst wird in diesen amüsanten Stunden, trifft Yared Dibaba den richtigen Ton und berührt die Sinne seiner Zuhörer auf bemerkenswerte Weise.
Quelle: NWZ Online 05.02.2024