...ernten müssen wir selber
Ein gelbes Band an einem Obstbaum bedeutet in diesen Tagen: “Hier darf geerntet werden!” Das heißt: Jeder, der vorbeikommt, darf die Äpfel, Birnen, Pflaumen usw. pflücken und die Ernte mit nach Hause nehmen! Man muss niemanden mehr fragen und keiner braucht ein schlechtes Gewissen zu haben. Der Baumbesitzer hat das Obst freigegeben. Eine tolle Idee!
Auf dem Titelbild zu dem aktuellen Gemeindebrief (10/24) ist unsere Kirche mit einem gelben Band zu sehen. Auch hier darf geerntet werden! Es ist frei, in unsere Kirche zu kommen. Man darf sie betreten und in ihr Platz nehmen. Nicht nur zu Gottesdiensten, auch zu den stillen Öffnungszeiten. Und “hören, schmecken und schauen, wie freundlich der Herr ist.” (vgl Psalm 34,9)
Wenn wir in diesem Monat Oktober wieder Erntedankfest feiern, dann danken wir für die Ernte. Wir danken dem Schöpfer für alles, was auf den Feldern und in den Gärten gewachsen ist und für das, wovon wir leben. “Lebensmittel” sind aber nicht nur das, was durch unseren Mund geht und unseren Körper ernährt. “Lebensmittel” sind auch Berührungen, die unsere Seele erreichen und ihr guttun. Das mögen Texte aus der Bibel sein, Zuspruch durch das Wort Gottes, Segnungen. Oder auch Musik.
Hier darf geerntet werden! Unsere Kirche hält davon viel bereit. Jeder Gottesdienst besteht aus sehr alten Teilen, das ist unsere eigentliche Schatzkiste. Und auch aus ganz jungen Abschnitten, Grünschnitt sozusagen. Alte Texte, alte Liturgie und auch moderne Auslegungen, moderne Lieder. Diese Mischung macht´s!
Für eine gesunde, gehaltvolle Ernährung ist Abwechslung wichtig. Das gilt natürlich nicht nur für unseren Körper. Es ist ebenso wichtig, dass wir auch unsere Seele nicht verhungern und verkümmern lassen. Auch für sie gibt es Früchte, die uns guttun und heilen. Gott lässt sich finden. Der Baum steht. Mitten in unserem Flecken. Nehmen wir das gelbe Band auf dem Titelbild als Einladung. Es ist alles bereit. Ernten müssen wir selber.
Jörg Schafmeyer