Bei allem Bösen in der Welt und Kriegsleid in der Heimat haben sie in Harpstedt Gutes erfahren
Harpstedt – „Bei allem Bösen auf dieser Welt gibt es mir Kraft, wenn ich auf all das Gute in diesem kleinen Harpstedt schaue“, sagte Ina Krasnikov-Radloff am Sonntagnachmittag in der Christuskirche, wo sich Geflüchtete aus der Ukraine mit Liedern bei all denen bedankten, die ihnen seit dem Ausbruch von Wladimir Putins Angriffskrieg geholfen hatten – bis hin zur Tafel in Wildeshausen, bis hin zur Samtgemeinde Harpstedt und bis hin zu Arzt Christoph Schneider, der ukrainische Patienten aufgenommen hatte. Die Liste derer, die teils namentlich Erwähnung fanden, war ellenlang.
Hilfe kam von allen Seiten: Die katholische Christ-König-Gemeinde richtete eine Wohnung für eine ukrainische Familie her. Die evangelische Christusgemeinde organisierte Friedensandachten, an denen sie nach wie vor festhält. Die Feuerwehr Harpstedt spendete den Brandbekämpfern in Cherson ausgemusterte Ausrüstungsgegenstände. Iris Klingebiel stampfte mit tatkräftiger Hilfe in Rekordzeit ein Ukraine-Benefizkonzert aus dem Boden, und die örtliche Flüchtlingsinitiative finanzierte aus den erklecklichen Einnahmen dieses Events unter anderem Ausflüge oder auch Freibadkarten für die Geflüchteten.
Ein während der Dankeschönfeier gezeigter Film blickte auf Höhepunkte eines Sommercamps für Kriegskinder aus Mariupol mit Freizeitparkbesuch, Badespaß im Rosenfreibad und mehr zurück, das auch aus Harpstedt unterstützt worden war. Eine Neuauflage sei für 2025 ins Auge gefasst, kündigte Krasnikov-Radloff an.
Mit aufblasbaren weißen Friedenstauben in den Händen sangen die Geflüchteten zu Klavier- und Gitarrenbegleitung neben ukrainischen Weihnachtsliedern auch Leonard Cohens Hymne „Hallelujah“ in ihrer Muttersprache – so eindringlich, dass die etwa 90 Zuhörenden den unsäglichen Schmerz fast zu hören glaubten, den der Krieg noch immer Tag für Tag verursacht. Krasnikov-Radloff erwähnte psychologische Hilfe für ukrainische Kinder genauso wie Sachspenden, Unterstützung bei Behördengängen und private Bemühungen, den Geflüchteten hierzulande ein Gefühl von Heimat zu geben.
Zum Schluss sangen die Ukrainer und die Gemeinde – passend zum zweiten Advent – gemeinsam „Stille Nacht, heilige Nacht“, und zwar in deutscher Sprache.
Quelle: Kreiszeitung Online 10.12.2024 boh