Reinhold Beckmann stellt in Harpstedt mitsamt Band sein aktuelles Album „Haltbar bis Ende“ vor
Harpstedt – Erstaunlich leichtfüßig kommt „Haltbar bis Ende“, das dritte Album von Reinhold Beckmann, daher. Gestopfte Trompete, Gitarrensounds ohne ausufernde Soli und Hammondorgel er- zeugen fast schon Lounge-Atmosphäre. Der Eindruck sonniger Sorglosigkeit täuscht allerdings. Der abwechslungsreiche Tonträger wartet mit allerhand Überraschungen – auch textlicher Natur – auf.
Am Sonntag, 17. März, 17 Uhr, stellt Reinhold Beckmann mitsamt Band das Album in der Harpstedter Christuskirche vor. Die kirchliche Konzerte-AG freut sich, dass dieses lang ersehnte Gastspiel zustande kommt.
Der Vorverkauf läuft. In Harpstedt bei Schreibwaren Beuke und im evangelischen Kirchenbüro kostet das Ticket 27 Euro (an der ab 16 Uhr geöffneten Tageskasse hingegen 30 Euro). Online werden Karten auf nordwestticket. de vertrieben.
Für „Haltbar bis Ende“ konnte der vor allemals Fernsehjournalist und Talkmaster bekannte Beckmann Martin Gallop gewinnen. Der gebürtige Kanadier arbeitete als Produzent unter anderemfür Annett Louisan und Udo Lindenberg. „Wir haben uns zuerst hingesetzt und ein paar Tage Musik gehört. Dabei stellten wir fest, dass wir denselben musikalischen Hausgötzen huldigen. Das war eine perfekte Voraussetzung“, sagt Beckmann über die Kooperation mit Gallop. Zu ebendiesen „Hausgötzen“ zählt etwa Bob Dylan. Dessen Titel „When the Deal goes down“ heißt auf Beckmanns Album „Wenn’s vollbracht ist“. Alle elf Songs singt der Künstler in seiner Muttersprache. „Evelyn“, ein Stück, das Mut zur Romantik durchblitzen lässt, schildert eine Geschichte, die der Interpret nach eigenem Bekunden immer schonmal erzählenwollte. Es gehe darin umeine „gefährliche Liebschaft im norddeutschen Nieselregen“ oder auch ganz allgemein um die „Unmöglichkeit einer verbotenen Liebe“, sagt er. „Textlich und musikalisch stecken die elf Songs ein weites Feld ab“, bekräftigt der Künstler.
Dass er gezielt überraschen will, beweist etwa „Der Lack ist ab“. Der Text verharrt nicht in der Illusionslosigkeit, sondern verblüfft am Ende mit einer tröstlichen Botschaft, die da lautet: „Die Schrammen des Lebens sind der wahre Schmuck.“
Das „emotionale Kraftzentrum des Albums“ verortet der Künstler in dem Lied „Vier Brüder“. Der Text nimmt Bezug auf die Familiengeschichte des Twistringers. Beckmanns Mutter wuchs mit vier Brüdern auf, die alle im ZweitenWeltkrieg starben. Willi, den jüngsten, ereilte ein besonders tragisches Schicksal: Kurz vor Kriegsende wurde er als gerademal 16-jähriger Junge zum Dienst „fürs Vaterland“ eingezogen. Ein paar Wochen später kam er zurück – in einer Holzkiste! Reinhold Beckmann war es nach eigenem Bekunden schon lange ein Bedürfnis, seiner Mutter musikalisch ein Denkmal zu setzen. Einfache Akkorde, die Stimme recht leise, aber ganz weit vorn, die Instrumentierung dezent und zurückhaltend, das Schlagzeug einer Trauertrommel ähnelnd – so klingt „Vier Brüder“. Den vierfachen Verlust packt der Interpret in eine sehr bildhafte Sprache: „Eine Hand hat fünf Finger. Wenn vier fehlen, ist das noch ‘ne Hand?“, hinterfragt er.
Eingängig und radiotauglich kann Beckmanns Musik aber auch sein. Das beweist „Immer nur die Schweiz“, ein Stück über die Geschichte eines Beziehungsstreits mit hörbarer Ironie und persiflierender Note. Boh
Quelle: Kreiszeitung Online 03.01.2024