Themenschwerpunkt Weltbevölkerungstag: WALTER BELLINGRODT engagiert sich ehrenamtlich für „Eine Welt Arbeit“ im Kirchenkreis und bietet im Diakonischen Werk Nachhilfe und Sprachförderung an
Ich bin Jahrgang 1949, geboren und aufgewachsen in Schwelm (NRW), verheiratet, Vater von drei Kindern, Opa von vier Enkeln. Bis 2012 war ich Lehrer in Bassum, Syke und Bruchhausen-Vilsen mit den Fächern Deutsch und Evangelische Religion. Ich leite zwei Folklore-Tanzgruppen in Syke und Süstedt, bin Organist im Kirchenkreis Syke-Hoya und Vorsitzender des Ausschusses für Partnerschaften, „Brot für die Welt“ und „Eine Welt Arbeit“ der Kirchenkreissynode.
Zwei Jahre und drei Reisen haben für mich und mein Leben eine besondere Bedeutung: Ein Diakonisches Jahr in Bethel in einem Haus mit Jugendlichen und Männern mit Epilepsie, ein Jahr als Sprachlehrer in Finnland und Reisen nach Auschwitz, Israel und Japan.
Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mal den Satz gesagt: „Es kann uns nur gut gehen, wenn es auch den Anderen gut geht!“ Aber wer ist der Andere? Oder, wie der Pharisäer im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter fragt: „Wer ist denn mein Nächster?“
Für mich ist der Andere, der Nächste auch der, der nicht zu meinem Freundes- und Bekanntenkreis, nicht zu meiner Religion oder Nation gehört. Es ist der, dem es nicht gut geht, weil er krank ist oder unverschuldet in Not geraten. Meiner Meinung nach haben gerade wir Deutschen – eine reiche Industrie-Nation mit einer Vergangenheit als Kolonialmacht – eine weitgehende Verantwortung dafür, dass es „Anderen“ gut geht. Und wir wissen: In den Nationen, in denen es den Menschen gut geht, sinkt die Geburtenrate. Und natürlich auch die Neigung, das eigene Land zu verlassen.
Der Niederländer Eduard Douwes Dekker lernte die elende Lage der Indonesier in ihrem Land unter niederländischer Herrschaft kennen und schrieb 1860 einen Roman mit dem Titel „Max Havelaar oder: die Kaffeeversteigerungen der Niederländischen Handels-Gesellschaft“. Das Buch führte in den Niederlanden zu Protesten gegen die Behandlung der Einheimischen in den Kolonien und ihre Benachteiligung im Handel. Später wurden daraufhin in den Niederlanden die ersten Weltläden eröffnet. In Deutschland war 1975 die Gründung der GEPA („Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt“) eine Voraussetzung für die Gründung der Weltläden und des Weltladen-Dachverbands.
Im Bereich unseres Kirchenkreises gibt es seit 1988 einen Weltladen in Bruchhausen-Vilsen in der Bahnhofstraße 50, der zusammen mit der Kreisgruppe des BUND geführt wird und der an jedem Werktag geöffnet ist. Und einen Weltladen in Hoya in der Langen Straße 14 mit eingeschränkten Öffnungszeiten. Angeboten werden dort unter anderem Kaffee, Tee, Schokolade, Schmuck, Kerzen und viele Waren aus Filz, Keramik und Papier.
Dass fair gehandelte Produkte mittlerweile auch in Supermärkten angeboten werden, sehe ich als Vorteil an, weil auf diese Weise mehr Menschen beim Einkaufen erreicht werden.
Unsere besondere Verantwortung bezieht sich aus meiner Sicht auch und besonders auf die Menschen, die in unser Land gekommen sind, weil sie vor Kriegen und Verfolgungen geflohen sind. Grundlage dafür, dass sie hier selbstständig zurechtkommen, sind Sprachkenntnisse und Arbeit. Wir Deutschen profitieren davon, wenn sie so weit sind, dass sie allein zurechtkommen. Deshalb ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich als Sprachlehrer an der Sprachförderung beteilige, auch nach meiner Pensionierung, zuerst in Volkshochschul-Kursen, jetzt in Nachhilfestunden für Erwachsene und Schülerinnen der Berufschule, allein oder in Kleingruppen, die Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werkes in Syke vermitteln.
Walter Bellingrodt