15 Jahre Kirchenstiftung: Ausschüttungen kommen Jugendarbeit und Kirchenmusik zugute

24. Februar 2023

Kapitalwachstum hat sich verlangsamt

Kreiszeitung 24.02.2023 von Jürgen Bohlken -  Harpstedt – Eine Stiftung lässt sich mit einem Obstbaum vergleichen: Dessen Wurzeln können sinnbildlich für den Grundstock stehen, der unangetastet bleiben muss. Doch da gibt es eben auch den Teil, der geerntet werden darf: hier die Früchte, dort die Zinsen. Das Kapital der mittlerweile (gut) 15 Jahre alten Kirchenstiftung der evangelischen Christusgemeinde Harpstedt wächst inzwischen deutlich langsamer als in der Anfangszeit: Seit 2020 hat es nur um 1000 auf 426000 Euro zugelegt. Das erklärt sich auch damit, dass die Coronapandemie keine Veranstaltungen möglich machte, die weiteres Geld in den Grundstock hätten spülen können.

Die lange Niedrigzinsphase nährte Befürchtungen, die „Ernte“ werde womöglich dauerhaft alles andere als üppig ausfallen. Die Vorzeichen ändern sich aber bekanntlich gerade. Der Leitzins steigt.  

Pastor Schulz-Achelis wirkt als treibende Kraft  

Die treibende Kraft, die 2007 hinter der Gründung der Harpstedter Kirchenstiftung stand, ist Gunnar Schulz-Achelis, damals Pastor in Harpstedt, gewesen. Er hatte schon sechs Jahre zuvor ein anderes „Kind“ maßgeblich mit aus der Taufe gehoben: den Freundes- und Förderverein Christuskirche Harpstedt. Der kam zur rechten Zeit, traute sich die evangelisch- lutherische Gemeinde mit der Renovierung des Gotteshauses am Marktplatz doch an ein wahres Mammutprojekt heran. Hatte Dieter Claußen schon dem Förderverein als Vorsitzender zu einem erfolgreichen Start verholfen, so gelang ihm das auch bei der Kirchenstiftung als Kuratoriumsvorsitzender. Beide Führungsämter bekleidet der frühere Samtgemeindedirektor noch heute.

Bis zur Stiftungsgründungsversammlung am 21. September 2007 in der Christuskirche war das erforderliche Mindestkapital von 25000 Euro generiert. Sowohl Kommunen als auch Vereine und Privatpersonen steuerten Spenden bei. Die Landeskirche und die evangelische Christusgemeinde Harpstedt bonifizierten Zustiftungen bis zum Jahresende. Dadurch war sozusagen jeder gespendete Euro 1,50 Euro wert.

Zwei Schwerpunkte in der Förderung

Die Stiftung, die sich die Förderung der Jugendarbeit und der Kirchenmusik in der Gemeinde auf ihre Fahnen schrieb, bedurfte einer Genehmigung seitens der Landeskirche. Zum Gründungsprozedere gehörte auch die Bildung des Stiftungskuratoriums. In dieses Gremium wurden seinerzeit Dieter Claußen, Manfred Sander, Herwig Wöbse, Klaus Corleis, Brigitte Wilke und Gunnar Schulz-Achelis berufen – sowie Susanne Lübker vom Kirchenamt als Beraterin.

 

Bis 2008 vermehrte sich das Stiftungskapital um ein Vielfaches – auf 133000 Euro. Dabei profitierte die Stiftung auch von Veranstaltungserlösen. „Das begann 2007 mit sechs Konzerten in der Christuskirche“, erinnert sich Dieter Claußen. Bis heute folgten vweitere Events. Dazu zählten auch Stiftungsmähler im Gasthaus „Hackfeld’s Dorfkrug“ in Klein Ippener. Sie lockten jeweils zwischen etwa 70 und 150 zahlende Gäste an, auch wegen der prominenten Festredner. Den Anfang machte 2009 der frühere Bremer Bürgermeister Dr. Henning Scherf. 2010 konnte der bekannte Mediziner Dr. Dietrich Grönemeyer, Bruder des Rockpoeten Herbert Grönemeyer, verpflichtet werden, 2011 Altbischof Horst Hirschler und 2012 der vormalige Kanzleramtschef und Ex-Bundesinnenminister Dr. Rudolf Seiters. Der frühere Twistringer Domkapitular Reinhard Molitor und Landessuperintendent Burghard Krause sprachen 2013 und 2014 vor jeweils rund 100 Gästen. Ihnen folgten als Festredner Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeyer und der Schauspieler Mathias Kopetzki. Ein dickes Ausrufezeichen setzte die Kirchenstiftung, als anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens 2017 rund 430 Besucher in die Christuskirche kamen, um einen unterhaltsamen Jubiläumsabend mit Moderator und Schauspieler Yared Dibaba zu erleben.  

Im Jahr darauf endete die Stiftungsmahl-Reihe, und zwar mit dem ursprünglichen Stiftungsmotor als Festredner: Pastor Gunnar Schulz-Achelis, der vier Jahre zuvor in das „Haus kirchlicher Dienste“ der Landeskirche nach Hannover gewechselt war, widmete sich der Zukunft der Kirche. Das Ehrenamt müsse der „Normalfall kirchlicher Arbeit werden“, sagte er – und platzierte auch humorvolle Bonmots. Kostprobe: „Die ersten Apostel bekamen auch nicht Gehaltsstufe A13 und waren gerade deshalb besonders überzeugend.“ Letztmalig spendeten die Gastronomen Gunda und Dieter Winkler die eigenen Einnahmen abzüglich der ihnen für das Stiftungsmahl entstandenen Kosten und rundeten den Betrag großzügig (auf 1000 Euro) auf. So hatten sie es auch all die Jahre zuvor gehalten. Dadurch bescherten sie der Stiftung immer wieder einen warmen Geldregen. 2019 gab es zwar kein Stiftungsmahl mehr, wohl aber das „erste Harpstedter Bürgerfrühstück“ auf dem Marktplatz. 90 Personen speisten mit.  

Die Stiftungsausschüttungen aus den Zinserträgen für Kirchenmusik und Jugendarbeit erreichten in guten Jahren 5400 (2016) oder sogar 7500 Euro (2015), in schlechteren hingegen 2100 Euro (2020 und 2021).   

Quelle: Kreiszeitung 24.02.2023