Harpstedt – Seine Affinität zur Kirche habe nicht zuletzt seine Frau verstärkt, gesteht Kirchenvorsteher Ralf Corßen (54) aus Dünsen. Während eines „Baustellengottesdienstes“ in Harpstedt hatte er vorm Altar um ihre Hand angehalten. Dieser Heiratsantrag der wahrhaft besonderen Art fand via Livestream auf Youtube sogar den Weg ins Worldwide Web. Die Jugendarbeit in der evangelischen Christusgemeinde Harpstedt sei ihm eine Herzensangelegenheit, bekräftigt Corßen.
Vor seinem Umzug in die Schweiz mit seiner Frau Hanna und den Kindern hatte Pastor Timo Rucks Wert darauf gelegt, ein bestelltes Feld zu hinterlassen: Er bemühte sich um ehrenamtliche Unterstützung für die Betreuung der jugendlichen Teamer, die sich nicht ausschließlich, aber zu einem guten Teil aus (ehemaligen) Konfirmanden rekrutieren. Die dienstags um 17.30 Uhr in der Christuskirche beginnenden wöchentlichen Treffen mit Open End begleitet nun Ralf Corßen zusammen mit Karsten Wenkel, dem Werkstattleiter der Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn GmbH. Zwischen 19.30 Uhr und 20 Uhr startet sozusagen die „Spätschicht“. Die übernimmt aktuell Pastor Karsten Damm-Wagenitz.
Als Konfirmanden haben wir immer ein bisschen zu den Teamern aufgeschaut. Deshalb sind viele selbst Teamer geworden.
Die Teamer gehören längst zu den ehrenamtlichen Säulen der Gemeinde. Sie bringen sich bei den „Baustellengottesdiensten“ ein, kümmern sich um Livestreams via Youtube und leisten Unterstützung in der Konfi-Arbeit.
Mit großem Elan organisieren sie zusätzlich Jugendgottesdienste; der nächste zum Thema „Mutig komm ich vor den Thron“ am Sonnabend, 26. Februar, 18 Uhr, in der Christuskirche baut auf keinen vorgegebenen Bibeltext auf, sondern orientiert sich an der Jahreslosung.
Wenn wir viel zu tun haben, dauern unsere Treffen lange, und wenn es wenig zu tun gibt, dauern sie trotzdem lange.
Marie Hopp hält die Predigt. „Das habe ich schon mehrfach gemacht. Beim ersten Mal hat es mich Überwindung gekostet, mich allein vor so viele Menschen zu stellen. Mittlerweile habe ich damit gar kein Problem mehr“, sagt die 18-Jährige. Neben der Predigt wollen Anspiele, Gebete, Fürbitten, Moderation, Lesungen und die Musik der Jugendband ausgearbeitet werden. Einen Thron als Requisite für den kommenden Jugendgottesdienst hat eine Teamer-Baugruppe entstehen lassen.
Genug Technik, die wir für Livestreams und andere Zwecke brauchen, steht uns weiterhin zur Verfügung.
„Wenn wir viel zu tun haben, dauern unsere Treffen lange, und wenn es wenig zu tun gibt, dauern sie trotzdem lange“, fällt Marielen Hartmann (17) auf. Viel habe sich seit dem Weggang des Pastorenehepaars Rucks gar nicht verändert. „Timo ist nicht mehr da, die Gruppe aber bestehen geblieben. Wir müssen allerdings nun nach den Treffen selbst aufräumen“, verrät die 17-Jährige. „Wir müssen jetzt erwachsen werden“, pflichtet Marie Hopp schmunzelnd bei. Dass Ordnung in der Kirche gehalten wird, fällt positiv auf. Dafür habe es schon Lob von Küsterin Valentina Schmidt gegeben, berichtet Ralf Corßen.
An ihrem Vorhaben, die Familie Rucks möglichst bald in der Schweiz zu besuchen, halten die Teamer fest. Das persönliche Equipment von Pastor Rucks, das mit nach Langenthal umgezogen ist, fehlt ihnen schon ein wenig. „Genug Technik, die wir für Livestreams und andere Zwecke brauchen, steht uns aber weiterhin zur Verfügung“, betont Teamer Leandro Büttcher. Während der Livestreams sitzt er am Bildmischer. Für die Aufgabe des Ton-Cheftechnikers sei Jorge Tunkowski prädestiniert, zumal er „eine Ausbildung in der Veranstaltungstechnik“ absolviere. Die Kameras bedienen für gewöhnlich Tom Hering und Semino Degener.
QUELLE: Kreiszeitung Online v. 23.02.2022