"Dem Reden Raum geben" - Telefonseelsorge

24. Oktober 2022

Telefonseelsorge registriert Existenzängste und Hoffnungslosigkeit

epd-Gespräch: Dieter Sell

Hannover, Bad Bederkesa (epd). Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine sowie von Inflation, drohender Rezession, Energie- und Klimakrise bestimmen seit Monaten Existenzängste viele Gespräche bei der Telefonseelsorge. "Das bleibt auf einem hohen Level", sagte der Beauftragte für Telefonseelsorge der hannoverschen Landeskirche, Daniel Tietjen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Was jetzt angesichts der Abgründe immer öfter mitschwingt ist auch die Angst, die Hoffnung zu verlieren.“

Zwar stehe die Angst vor einem Krieg und speziell vor einem Atomkrieg nicht im Vordergrund der Gespräche, betonte Tietjen, der auch die Telefonseelsorge Elbe-Weser mit Sitz im niedersächsischen Bad Bederkesa leitet. „Aber diese Angst spielt natürlich eine Rolle, sie ist präsent, auch durch die tägliche Berichterstattung in den Medien.“ Doch egal, um welches Thema es gehe, den Mitarbeitenden der Telefonseelsorge am Hörer sei es zunächst wichtig, die geäußerten Sorgen nicht wegzuwischen, sondern ernst zu nehmen.

In einem zweiten Schritt könne man schauen, wie sich der Blick ändern lasse, um die Hoffnung nicht zu verlieren, was Kraft gebe und trage, ergänzte Tietjen und betonte: "Wir wollen dem Reden Raum geben." Ihm selbst geben sein Glaube, seine Familie und seine Freunde - auch gute Diskussionen - Kraft. „Wenn wir im guten Gespräch bleiben und uns andere Meinungen zumuten, dann ist das auch für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie wichtig.“

Ein weiterer hilfreicher Gedanke in diesen Zeiten sei es, die Informationsflut zu reduzieren. „Auch wenn heute zu jeder Uhrzeit ein Nachrichten-Update verfügbar ist, kann ich nur empfehlen, diese bewusster anzugehen“, sagte Tietjen. Auch Bewegung wie Spazierengehen könne helfen, um den Kopf freizubekommen und sich nicht den ganzen Tag mit möglichen Sorgen zu beschäftigen.

Zum bundesweiten Netzwerk der Telefonseelsorge gehören 104 Stationen mit mehr als 7.700 Ehrenamtlichen. Allein in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gibt es insgesamt sechs Stellen der Telefonseelsorge mit mehr als 400 Ehrenamtlichen, und zwar neben dem Elbe-Weser-Raum in Soltau, Göttingen, Wolfsburg, Osnabrück und Hannover.

Neben Gesprächen am Telefon sind auch Kontakte über Chat und Mail möglich. Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten. Die anfallenden Gesprächsgebühren übernimmt die Deutsche Telekom als Partnerin der Telefonseelsorge.

Info:
Die Telefonseelsorge ist bundesweit unter den Rufnummern 0800/111-0-111 sowie 0800/111-0-222 rund um die Uhr kostenlos und anonym erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen.

Per Mail oder Chat stehen Seelsorgerinnen und Seelsorger unter https://online.telefonseelsorge.de zur Verfügung.

Mittwochs in der Zeit von 17 bis 21 Uhr können Interessierte die russischsprachige Telefonseelsorge Doweria unter der Rufnummer 0511/123588-97 zum Ortstarif erreichen.

Internet:
www.zentrum-seelsorge.de/arbeitsfelder/telefonseelsorge

www.telefonseelsorge.de

 

Quelle: Evangelischer Pressedienst Niedersachsen-Bremen (epd)  20.10.2022

INFO: Telefonseelsorge

Die Telefonseelsorge ist bundesweit unter den Rufnummern 0800/111-0-111 sowie 0800/111-0-222 rund um die Uhr kostenlos und anonym erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen.

Per Mail oder Chat stehen Seelsorgerinnen und Seelsorger unter https://online.telefonseelsorge.de zur Verfügung.

Mittwochs in der Zeit von 17 bis 21 Uhr können Interessierte die russischsprachige Telefonseelsorge Doweria unter der Rufnummer 0511/123588-97 zum Ortstarif erreichen.

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