Junglektor Matti Ertel gestaltet am Sonntag eigenverantwortlich einen Adventsgottesdienst
Harpstedt/Groß Ippener – Emma Pössel hat den Anfang gemacht. Nun zieht mit Matti Ertel ein weiterer Absolvent der U25-Junglektorenausbildung nach. Am dritten Advent gestaltet der 18-Jährige aus Groß Ippener, der am Gymnasium Wildeshausen bald sein Abitur macht, eigenverantwortlich einen Gottesdienst. Unsere Zeitung hat mit ihm gesprochen.
Hast du deine Lesepredigt für den dritten Advent schon ausgearbeitet?
Ja, die Predigt steht. Die zugrunde liegenden Texte waren echt kniffelig. Ich musste mich richtig reinlesen, um den Hintergrund zu verstehen, bin aber zufrieden mit dem Ergebnis meiner Arbeit.
Auf welchen Bibeltext nimmst du Bezug?
Aus der Perikopenordnung geht hervor, welche Texte für Lesungen infrage kommen. Außerdem steht der Predigttext für den jeweiligen Sonntag drin, in meinem Fall Lukas 1, 67–79. Allerdings beziehe ich mich zusätzlich auf die Lesung – auf eine Stelle im Alten Testament, nämlich Jesaja 40,1–11. Das Lukas-Evangelium knüpft daran an. Das große Thema, das ich daraus gezogen habe, ist Trost im Advent. Bei Jesaja geht es darum, dass sich der Mensch auf Gottes Ankunft auf der Erde vorbereiten soll, und den Lukas-Versen lässt sich entnehmen: Die Zeit der Erfüllung dieser Prophezeiung ist angebrochen.
Nimmst du Bezug auf die Coronapandemie?
Jein. Eigentlich möchte ich im Gottesdienst eher Abstand davon nehmen. Es geht mir darum zu sagen: Jetzt ist die Zeit, in der wir aus der Finsternis ein Licht erblicken können. Corona spielt in meiner Predigt nicht die große Rolle. Wohl aber Trost im Sinne von Ermutigung.
Trost brauchen die Menschen gerade besonders.
Ganz genau.
Findest du selbst im Advent Ermutigung?
Auf jeden Fall. Die Vorweihnachtszeit ist die Vorbereitung auf die Ankunft Gottes –auf das Christuskind. Ich möchte diese Zeit genießen. Das kann ich aber nur, wenn ich mich nicht kleinmache, sondern Trost in der Ermutigung suche.
Wie lautet deine Kernbotschaft in einem Satz?
Dass die Trauer der Traurigen, die Einsamkeit derer, die allein sind, und der Schmerz der Leidenden auch dadurch gelindert werden kann, dass die Menschen einander sehen und ermutigen.
Wer hat dich als Mentor auf dem Weg zum Junglektor begleitet?
Pastor Gunnar Bösemann.
Hat er dir Tipps für die Lesepredigt gegeben?
Ja. Ich habe versucht, sehr eigenständig zu arbeiten, aber wenn ich Fragen hatte, etwa zum historischen Kontext, konnte er mir gut weiterhelfen. Ganz neu ist das alles nicht für mich. Schon vor der Junglektorenausbildung habe ich Jugendgottesdienste gestaltet.
Zusammen mit Teamern?
Ja, wir haben uns vorab getroffen. Im Team haben wir Predigten gestaltet, uns Gedanken über Gebete gemacht und vieles mehr.
Was hat dir die Lektorenausbildung gebracht?
Einiges wusste ich schon. Liturgische Gesänge, die uns beigebracht wurden, kannte ich hingegen vorher gar nicht. Ich habe insgesamt tiefere Einblicke in die Vorbereitung eines Gottesdienstes bekommen.
Du musstest ja bereits in der Ausbildung eine Lesepredigt vor den anderen Absolventen halten. Wie lief das ab?
Wir haben uns im St. Michaelis-Kloster in Hildesheim in Gruppen aufgeteilt. Pastoren betreuten uns. Wir durften dann auch vorbereitete Lesepredigten halten. Das lief, wie ich finde, nicht schlecht. Wichtig war mir die Kritik hinterher. Dadurch habe ich erfahren, wie ich noch mehr auf die Menschen zugehen und die Predigt mit Betonungen sowie Gestik untermauern kann. Auch die Rhetorik stand im Mittelpunkt.
Waren die Mitabsolventen als Juroren hart oder gnädig?
Beides. Zunächst hoben sie die gut gelungenen Dinge hervor. Nach dem Lob kam der Tadel. So konnte sich jeder hinterher ein Bild machen, was ihm schon gut gelingt und woran er noch arbeiten muss.
Welche Gefühle werden dich wohl in den Gottesdienst am dritten Advent begleiten?
Ich freue mich riesig. Nicht nur auf diesen Gottesdienst, sondern genauso darauf, weitere halten zu dürfen. Ich bin gern in der Kirche und habe vor, das sozusagen zu meinem Beruf zu machen. Ich möchte Theologie studieren und selbst Pastor werden.
Das heißt, du bist in der Schule an Latein nicht vorbeigekommen?
So ist es. Darin werde ich auch im Abi geprüft.
Bammel hast du mit Blick auf Sonntag nicht?
Nein. Im Kontakt mit der Gemeinde bin ich ja schon ein bisschen geübt – durch die Jugendgottesdienste und auch meine Mitwirkung an Baustellen-Gottesdiensten.
• Die Gottesdienst-Eckdaten:
Der Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Harpstedt, den Junglektor Matti Ertel aus Groß Ippener eigenständig – mit Lesepredigt – gestaltet, beginnt am kommenden dritten Adventssonntag, 13. Dezember, um 10 Uhr. Die Gemeinde ist dazu herzlich eingeladen. Das Singen bleibt pandemiebedingt allein Pastor Gunnar Bösemann und Birgit Corleis vorbehalten. Die musikalische Umrahmung übernehmen Hedwig Stahl (Orgel) und Klaus Corleis (Trompete).
Von Jürgen Bohlken Kreiszeitung Online 10.12.2020