Lichte Sterne gegen düstere Gedanken

Nachricht 05. Dezember 2016
2016-12-06KreiszeitungSternengarten
Im Beisein von Friedhofsgärtner Wilfried Kmita (3.v.l.) haben Architekt Hermann Dunkler-Gronwald (3.v.r.), Elke Kopmann-Cordes (l.), Anke Scheele (4.v.l.), Karin Möller (5.v.l.), Gabriele Proske (6.v.l.), Elke Purnhagen (5.v.r.) und Marion Hohnstädt (4.v.r.) vom Hospizverein sowie Klaus Corleis (2.v.l.), Renate Ranke (2.v.r.) und Ines Ahlers (r.) aus dem Kirchenvorstand das „Sternengarten“-Projekt auf dem Harpstedter Friedhof mit Hilfe eines Modells vorgestellt. - Foto: Bohlken Kreiszeitung  

Gedenkstätte für im Mutterleib oder kurz nach der Geburt verstorbene Kinder entsteht

Harpstedt - (Kreiszeitung 06.12.2016 - von Jürgen Bohlken). Ihre Seelen haben den Himmel erreicht, ehe sie selbst so richtig das Licht der Welt erblicken durften. Dieses Bild symbolisiert das Wort „Sternenkinder“. Der Begriff spielt auf den Tod von Embryonen im Mutterleib und von Säuglingen kurz nach der Geburt an. Ein Kind, dem es von Beginn an nicht vergönnt ist zu leben, stürzt die Betroffenen, die in der Hoffnung auf Elternglück das Liebste derart früh verloren haben, oft in eine Phase tiefer Trauer. Mut machen und Trost spenden will ihnen bald eine Gedenkstätte auf dem Harpstedter Friedhof – der im Werden begriffene „Sternengarten“.

Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens im kommenden Jahr möchte der Hospizverein der Samtgemeinde Harpstedt das Vorhaben zusammen mit der evangelisch-lutherischen Christusgemeinde realisieren und möglichst bis Mai 2017 vollenden. Eine spiralförmig verlaufende, in einem Halbkreis stetig ansteigende Mauer aus gebrannten Ziegeln, deren etwa zwei Meter hohe Spitze in den Himmel deutet, versehen mit gelben und weißen Sternen, die jeweils in der Mitte durch ein Loch das Licht scheinen lassen, soll als Herzstück der Gedenkstätte ein wenig die düsteren Gedanken vertreiben und Hoffnung aufkeimen lassen. Der Entwurf geht auf die Keramikerin und Bildhauerin Heidrun Kohnert aus Hallstedt bei Bassum zurück.

Weitere Gestaltungsideen für den „Sternengarten“ hat Hermann Dunkler-Gronwald erarbeitet. Der Ideenreichtum des Huder Architekten verhalf bereits sowohl dem Christusgarten als auch dem Harpstedter Friedhofskapellenvorplatz zu einem sehr ansprechenden Erscheinungsbild. Die Kirchengemeinde trägt die Planungskosten und stellt das Grundstück in etwa 100 Metern Entfernung von der Dünsener Straße zur Verfügung. Es handele sich bei dem avisierten Standort um einen durch das „Auslaufen“ ehemaliger Grabstellen nun wieder verfügbaren Platz, erläutert Kirchenvorsteher Klaus Corleis.

Nach den Vorstellungen Dunkler-Gronwalds könnte die mittige „Sternen-Skulptur“ auf einer wassergebundene Decke stehen und zusammen mit zwei davor angeordneten Ruhebänken für jeweils zwei Personen ein gleichschenkliges Dreieck bilden. „So hätten Trauernde die Möglichkeit, nebeneinander oder aber sich halb gegenüber Platz zu nehmen, wobei die Blickbeziehung auf das Objekt gewahrt bliebe.“

Die um die „Sternenkinder“ trauernden Angehörigen sollen das Gefühl haben, einen etwas geschützten, abgeschirmten „Raum“ zu betreten. Daher empfiehlt der Planer eine Hecken-Einfriedung der Gedenkstätte unter Einbeziehung eines vorhandenen Kirschlorbeers. Zusätzliche halbkreisförmig angeordnete Gehölze wie Forsythie, Flieder, Hibiskus und Wintergeißblatt könnten die vier Jahreszeiten symbolisieren. Auch stimmungsaufhellende Stauden und pflegeleichte Bodendecker schweben dem Planer als gestalterische Elemente vor. Bei der laufenden Pflege der Gedenkstätte wird sich voraussichtlich, so der Plan, die Friedgarten-AG mit einbringen, eventuell mit gelegentlicher Unterstützung aus den Reihen des Hospizvereins. Hermann Dunkler-Gronwald beeindruckt immer wieder gerade in Harpstedt das Engagement von Freiwilligen. „Es ist sehr ungewöhnlich, dass Ehrenamtliche – wie hier – Flächen für die Kirchengemeinde pflegen“, sagt er.

Die von ihm gewählte Bezeichnung „Sternengarten“ erntet bereits große Zustimmung. „Hört sich richtig gut an“, so eine erste Reaktion aus dem Hospizverein. „Man versteht den Begriff. Man weiß, was gemeint ist – dass es hier um eine Gedenkstätte geht, die in einen ,Garten’ integriert wird. Und eben nicht um eine Beisetzungsstätte“, betont Kirchenvorsteher Klaus Corleis.

Sehr ansprechend findet Elke Kopmann-Cordes, die Vorsitzende des Hospizvereins, den offenen Charakter der von Heidrun Kohnert entworfenen „Sternen-Skulptur“. Was ihr besonders zusagt: „Das Objekt versprüht eine gewisse Leichtigkeit.“ Kopmann-Cordes war bei der Suche nach einem Künstler auf die Hallstedterin gestoßen, die auch schon anderenorts, etwa beim Kreismuseum in Syke, mit gelungenen Objekten von sich reden gemacht hat. Kohnert habe die auserkorene Fläche auf dem Friedhof begutachtet. Dort sei ihr die Idee für ihren Entwurf gekommen.

Für das künftige Herzstück der Gedenkstätte werden Rohlinge aus einem Ziegelwerk in Dreye verarbeitet. „Die Steine müssen drei Monate trocknen, bevor sie gebrannt werden können“, erläutert die Hospizvereinsvorsitzende. „Die Aufbau muss hier an Ort und Stelle geschehen. Es ist eben kein Objekt aus Stahl oder Holz, was man einfach hinstellen kann“, ergänzt Klaus Corleis.

Die geschätzten Gesamtkosten bewegen sich zwischen
6 000 und 8 000 Euro. Um das Projekt finanzieren zu können, erhofft sich
der Hospizverein Spenden auf sein Konto
mit der IBAN DE 67 2802  0050 2468  0001  00.

Quelle: Kreiszeitung Online v. 06.12.2016