Oder: Vorurteile über Geistliche / Jugendgruppe hat Persiflage-Clips gedreht
Harpstedt - (Kreiszeitung 03.12.2015 - von Jürgen Bohlken.) „Heute kann ich leider nichts für Sie tun. Heute habe ich frei“, sagt Pastor Engel zu Paola Pantiaco, die sich ihm im Videoclip als „rasende Reporterin der Kirche im NDR“ vorstellt. „Sie wissen ja: Montag ist Pastorensonntag“, spricht‘s und hüpft gut gelaunt davon. Engel heißt im wirklichen Leben Martin Eichhorn, wirkt bei Nienburg tatsächlich als Pastor – und hat sich darauf eingelassen, als Hauptprotagonist in einem Videoprojekt der von seinem Harpstedter Berufskollegen Timo Rucks geleiteten Jugendgruppe mitzuwirken.
Zwei fertige Clips sind seit einigen Tagen online gestellt; ein weiterer folgt in Kürze, vermutlich schon morgen Abend.
Das Ansinnen der Jugendgruppe ist es gewesen, Eigenarten und Charakterzüge, die Pastoren nachgesagt werden, filmisch zu persiflieren. Dazu zählt der Irrglaube, Geistliche würden nur sonntags arbeiten. Um dieses Vorurteil kreist der 2:58 Minuten lange Spot „Die typische Woche eines Pastors“. Die „rasende Reporterin“ klingelt in der ersten Szene an Engels Haustür – an einem Dienstag, wie sich der Einblendung am Bildrand unten links entnehmen lässt. Der Pastor lässt auf sich warten. Als er endlich öffnet, trägt er einen Schlafanzug, hält einen Kerzenleuchter in der Hand und beschwert sich darüber, „mitten in der Nacht“ heimgesucht worden zu sein. Es sei 9.30 Uhr, klärt ihn die „Journalistin“ auf und verrät, sie wolle eine Reportage über den Alltag von Pastoren drehen. Gesprächig zeigt sich ihr Gegenüber nicht gerade. „Sie haben doch gar keine Ahnung, wie lange so ein Pastor abends noch arbeitet“, knurrt Engel und zieht sich ohne weitere Worte wieder in sein „Schneckenhaus“ zurück.
Am Mittwoch erwischt ihn das Kamerateam, als er, wie er sagt, gerade einen „Ausgleich in der Natur“ sucht und mit Wanderstock davon eilt. Am Donnerstag kommt vor einem Supermarkt eine Seniorin zu Wort, deren Urteil über den Pastor durchaus nicht so ganz im Einklang mit dem Vorurteil von vermeintlich nur sonntags Dienst tuenden Geistlichen steht: „Er macht alles für uns“, sagt die Dame. „Für jeden hat er ein offenes Ohr. Sogar in der Pause beim Einkaufen.“
Am Freitag geht‘s erwartungsgemäß unaufgeregt weiter. Pastor Engel lacht sich beim Fernsehen über „Tom und Jerry“ kringelig. „Sagen Sie nichts!“, wendet er sich an die „rasende Reporterin“. „Es geht nichts über eine gute Allgemeinbildung!“ Am Sonnabend liest der Geistliche doch tatsächlich mal in der Bibel. „Wird ja auch langsam Zeit! Morgen ist schließlich Gottesdienst“, kommentiert Paola Pantiaco die Szene. Und nachdem sie Engel am Sonntag beim Predigen in der Kirche erlebt hat, muss sie eingestehen: „Immerhin, das hat er drauf!“
Ein weiterer online gestellter Clip beleuchtet ein anderes Vorurteil. Wer sich den Spot anschaut, kommt schnell dahinter, um was es geht. Die aus Konfirmanden hervorgegangene Jugendgruppe hatte sich auf Anregung von Timo Rucks selbst Gedanken zu angeblichen Eigenarten „typischer“ Pastoren gemacht. In einem Brainstorming kamen wenig schmeichelhafte Äußerungen zusammen. Das Spektrum reichte von „verplant“ und „tollpatschig“ über „streng“, „stundenlang am Labern“ und „nur am Beten“ bis hin zu „schwarz“ und „altmodisch“.
Darauf basieren wiederum die zustande gekommenen Clips. Die Dreharbeiten gingen in Martin Eichhorns Heimatort über die Bühne. Alle an dem Projekt Beteiligten werden in den Abspännen genannt.
www.youtube.com/user/KircheimNDR
Quelle: Kreiszeitung Online v. 03.12.2015