Pastor Rucks erfährt in Interviews vor laufender Kamera sehr Persönliches
Harpstedt - (Kreiszeitung v. 08.10.2015 / Jürgen Bohlken). „Nö, wir sind nur zur seelischen Unterstützung hier“, erwiderten am Donnerstagnachmittag zwei Frauen schmunzelnd im Harpstedter Eiscafé Venezia auf die Frage von Pastor Timo Rucks, ob sie nicht Lust hätten, vor laufender Kamera über Gott und die Welt zu plaudern. Andere trauten sich, die Frage, woran sie glauben, für Interview-Clips, die Eingang in die NDR-Mediathek finden sollen, zu beantworten. Den Anfang machte Marlies Ciesinski. Sie verriet, dass sie Kraft im Gebet finde, insbesondere im Vaterunser. Die Überwindung einer Krebserkrankung nannte die Kirchseelterin „ein Wunder“.
Vor einigen Jahren nahm die heute 70-Jährige stark ab. Die Ärzte tippten zunächst auf die Magenschleimhaut, lagen damit aber falsch. Tatsächlich wuchs ein bösartiger Tumor im Dickdarm. Marlies Ciesinskis Vater war an eben dieser Art von Krebs gestorben. Sie selbst bekam eine erste Chemo-Behandlung, die aber wegen eines epileptischen Anfalls nicht fortgeführt wurde. Auch eine Strahlentherapie schied aus. Der Tumor wurde entfernt. Mehr konnten die Ärzte nicht tun. Der Krebs hat bis heute nicht gestreut. „Ich bin kerngesund“, sagte die Seniorin im Interview. Dabei habe sie Gott nicht einmal gebeten, sie gesund zu machen. Die Angst vor dem Tod habe sie verloren – „durch meinen Glauben“.
Nicht immer war die Seniorin so gläubig. Eine Freundin habe ihr gesagt, dass Gott immer und überall für sie da sei, und ihr geholfen, eine chronische Depression zu überwinden. Die Existenz Gottes zu akzeptieren, habe lange gedauert, räumte Marlies Ciesinki ein. Bei einem Spaziergang durch ein reifes Kornfeld sei ihr bewusst geworden, dass die Natur nicht „von allein“ entstanden sein könne. „Wie erleben Sie Gott?“, hinterfragte Pastor Rucks. „Ich kann nicht sagen, dass er neben mir steht, aber ich spüre, dass er da ist“, lautete die Antwort. Ob Glaube Leidenschaft brauche? „Ich würde sagen, Ehrlichkeit“, erwiderte die Kirchseelterin.
Pastor Rucks gelang es, weitere Interviewpartner vor die Kamera zu bekommen, darunter Lehrer Hinnerk Halling aus der Gesprächsgruppe der kritischen Christen. Auch Ingeborg Bergner ließ sich zum Mitmachen überreden, obwohl die Twistringerin eigentlich nur zum Zuhören gekommen war.
Der Schauplatz wechselte zwischenzeitlich – vom Eiscafé ins benachbarte „Liberty‘s“. Während Timo Rucks seine Interviewpartner befragte, kümmerte sich Felix Corßen aus der Jugendgruppe um Kamera und Ton. Wann die im Auftrag der „Kirche im NDR“ entstehenden Clips online gestellt werden, ist noch offen.
Quelle: Kreiszeitung Online v. 08.10.2015