Am 07.12.2014 hält Pastor Gunnar Bösemann im Gottesdienst seine Aufstellungspredigt. Foto: Privat
Pastor Gunnar Bösemann tritt Pfarrstelle voraussichtlich am 1. Februar an
Harpstedt - (Von Jürgen Bohlken - Kreiszeitung vom 22.11.2014). „Damit sind wir personell komplett“, sagt die Kirchenvorstandsvorsitzende Elisabeth Saathoff mit Blick auf den 1. Februar 2015.
Voraussichtlich dann tritt Pastor Gunnar Bösemann die seit der Verabschiedung von Werner Richter vakante – ganze – Pfarrstelle in Harpstedt an. Will heißen: Die evangelische Christusgemeinde hat bald, nach Monaten im Zeichen eines rotierenden Personalkarussells, das ihr zugestandene „Kontingent“ von zweieinhalb Stellen wieder besetzt.
46 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder – Bösemann entspricht dem Wunschkandidaten des Kirchenvorstandes. Das Leitungsgremium hatte auf einen Geistlichen „in den mittleren Jahren mit Familie“ für das Pfarramt gehofft. Schnittmengen in den Lebensläufen des neuen Pastors und seines Vorgängers Werner Richter gebe es kaum, so Saathoff, eine aber doch: „Beide stammen aus Hermannsburg in der Lüneburger Heide.“
Gunnar Bösemann wird mit seiner Ehefrau Angelika sowie den Kindern Marit (14) und Tim (12) die Wohnung des „Alten Pfarrhauses“ beziehen, die zuletzt Pastor Richter bewohnt hatte. Renovierungsarbeiten laufen bereits. Nach 15-jährigem Wirken in Botswana, Lesotho, Mosambik und Südafrika, in denen Bösemann als Gemeindepfarrer und zuletzt als Regionalvertreter des Evangelisch-Lutherischen Missionswerkes (ELM) die Wirklichkeit afrikanischer Partnerkirchen der Landeskirche Hannovers kennen lernte, zog es ihn zurück in sein Heimatland. Nach Kenntnis von Elisabeth Saathoff wies ihn eine Oberkirchenrätin auf die vakante Stelle in Harpstedt hin. Zur Kirchenvorstandssitzung im Flecken am 13. November, in der sich das Leitungsgremium letztlich einstimmig für ihn aussprach, war er aus Südafrika eingeflogen. Gleiches geschieht in Kürze noch einmal anlässlich der Aufstellungspredigt, die Bösemann am 7. Dezember in einem 10-Uhr-Abendmahlsgottesdienst in der Christuskirche halten wird.
Solchen „Erstkontakt“ mit der Gemeinde an neuer Wirkungsstätte hat indes Pastorin Christina Kleingeist vor knapp einem Monat hinter sich gebracht. „Welches Schweinderl hätten‘s denn gern?“ Mit dieser auf das legendäre TV-Beru-feraten „Was bin ich?“ mit Robert Lembke zurückgehenden Frage begann sie am 19. Oktober ihre Aufstellungspredigt in der Patronatsgemeinde Hechthausen (Kreis Cuxhaven-Hadeln), wo sie zum 1. Dezember eine ganze Pfarrstelle antreten wird. Die Sympathien flogen ihr offenbar zu. „Ich habe ein sehr positives Feedback bekommen“, erinnert sich die 39-Jährige gern zurück – insbesondere an das Lob jenes Hauptfeuerwehrmanns, der gesagt habe: „Das war Glaube zum Anfassen.“ Die Patronatsgemeinde sei – bedingt durch Krankheit – zweieinhalb Jahre praktisch ohne Pastor gewesen und habe sich über die Neubesetzung der Stelle noch vor Weihnachten naturgemäß gefreut.
Dr. Jörn-Michael Schröder, Superintendent des Kirchenkreises Syke-Hoya, habe aber zunächst, wie Elisabeth Saathoff verrät, die vom Kirchenkreis abgeordnete Pastorin Kleingeist vor den Festtagen gar nicht gehen lassen wollen. Er habe sich dann allerdings von der Einschätzung des hiesigen Kirchenvorstandes überzeugen lassen, dass Hechthausen personell „schlechter dran“ sei als die Christusgemeinde, zumal Harpstedt ja in der Hinterhand immer noch „als Joker“ Pastor i.R. Richter habe; der Ruheständler helfe nun in der Advents- und Weihnachtszeit aus und übernehme Gottesdienste.
Christina Kleingeist wird indes erst nach Antritt ihrer neuen Stelle, nämlich am 11. Januar, 17 Uhr, in der Christuskirche verabschiedet. Sie verlässt Harpstedt durchaus auch mit einem weinenden Auge. „Ich mag den Ort, habe hier inzwischen gute Bekannte und Freunde. Es ist wunderschön, mit meiner Golden-Retriever-Hündin Ylvie in Harpstedt spazieren zu gehen.
Trauung mal spontan „zweisprachig“
Als ich vor gut zwei Jahren herkam, war sie noch ganz klein. Deshalb habe ich sie viel mitgenommen, etwa bei Besuchen oder auch zu den Konfis“, erzählt die Geistliche, die sich früher besonders in der Gehörlosen-Seelsorge engagierte und daran, wenn möglich, in Hechthausen gern wieder anknüpfen würde.
Aus ihrer Harpstedter Zeit fällt ihr in diesem Zusammenhang eine besondere Trauung eines Brautpaars aus Weyhe ein. Besonders deshalb, weil die Pastorin bemerkte, dass der Bruder der Braut sich mit Gebärden verständigte. Als sich ihre Vermutung, der Mann sei wohl gehörlos, bestätigte, führte Christina Kleingeist den Gottesdienst spontan zweisprachig fort und übersetzte das gesprochene Wort simultan in Gebärdensprache.
Nach Einschätzung von Elisabeth Saathoff hat die Gemeinde Pastorin Kleingeist, ihres Zeichens auch ausgebildete „personenzentrierte Beraterin“, nicht zuletzt wegen ihres seelsorgerischen Engagements besonders geschätzt. „Das ist ihre Stärke“, bescheinigt sie der Kollegin, die unter anderem in der Christusgemeinde für die Begleitung der Freizeitleiter und -teams zuständig war, Andachten in den Altenheimen hielt, die Eltern der Minikonfirmanden schulte und begleitete, sich mit einem Bibelkreis auf „Spurensuche“ begab und Konfirmanden unterrichtete. Die halbe Stelle von Christina Kleingeist war zuletzt auf eine Dreiviertelstelle aufgestockt worden, um die Christusgemeinde in der zu überstehenden Vakanz zu entlasten. „Wir sind ganz dankbar dafür, dass nicht zuletzt viele Ehrenamtliche die Dinge in dieser Zeit am Laufen gehalten haben“, unterstreicht Pastorin Saathoff. „Man kann zudem der Gemeinde danken, die auf viele gewohnte Dinge verzichtet hat“, ergänzt Christina Kleingeist. Die Durststrecke tangierte auch die Frauenkreise. Saathoff: „Aus vier haben wir einen gemacht.“
Quelle: Kreiszeitung Online v. 22.11.2014